Biografie
Maria Montessori wurde am 31.8.1870 in Chiaravalle in der italienischen Provinz Ancona geboren. Sie wuchs in einem bürgerlichen Elternhaus auf, seit 1875 infolge einer beruflichen Versetzung ihres Vaters in Rom. Dort standen bessere Schul- und Bildungsmöglichkeiten zur Verfügung als in der Provinz. Nach der Grundschule besuchte sie eine naturwissenschaftlich-technische Sekundarschule, an der Mädchen nur in Ausnahmefällen vertreten waren. Dieser eigenwillige Lebensweg setzte sich fort mit dem Studium der Medizin, das Frauen damals in Italien noch nicht offen stand. Maria Montessori überwand alle Schwierigkeiten und wurde 1896 die erste Ärztin Italiens. Im selben Jahr vertrat die sozial engagierte junge Akademikerin mit großem Erfolg die italienische Frauenbewegung beim internationalen Frauenkongress in Berlin. Ihrer dortigen Reden mit Gedanken zur Frauenemanzipation sind noch heute von Interesse. (Vgl. z.B. Schiersmann, Ch.: Frauenleben im Lichte Montessoris, in: Fuchs, B. / Harth-Peter, W. (Hrsg.): Montessori-Pädagogik und die Erziehungsprobleme der Gegenwart, Würzburg 1989, S.116-127)
Zur Pädagogik fand die Medizinerin Montessori über behinderte Kinder, mit denen sie im Rahmen einer Tätigkeit als Assistenzärztin an der Psychiatrischen Universitätsklinik in Verbindung kam. Sie erkannte, dass das Problem dieser damals in Irrenanstalten gehaltenen geistig zurückgebliebenen Kinder nicht nur ein medizinisches, sondern auch, vielfach sogar primär, ein pädagogisches war. Im Anschluss an zwei in Vergessenheit geratene französische Ärzte des 19. Jahrhunderts, Jean-Marc Itard (1775-1838) und Édouard Séguin (1812-1880), deren Werke sie intensiv studierte, entwarf sie ein pädagogisches Förderprogramm für diese Kinder und warb dafür mit Vorträgen. Der Grundgedanke war, über eine Aktivierung der Sinne das trotz der Schädigung verbliebene geistige Potential der Kinder anzusprechen und zu entwickeln.